Bund Deutscher Zupfmusiker LV Thüringen e.V.

Konzertreise des Landeszupforchesters Thrüingen nach Bulgarien 01.-07.04.2018

Musica artium optima est. - Die Musik ist der Künste beste.

„Ostern mit Musik“ hieß es in diesem Jahr für das Landeszupforchester Thüringen unter musikalischer Leitung von Daniela Heise. Am Ostersonntag, dem 01.04.2018, startete das Orchester nach einer langen Phase von unermüdlicher Organisation  seine ereignisreiche Konzertreise nach Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Hier verbrachten wir eine wundervolle Woche, gemischt aus Konzerttagen und kleinen Ausflugstrips am Ende der Bulgarienreise. Ich erinnere mich sehr gern und präsentiere einen detaillierten Reisebericht für alle Interessierten.

Unser Zubringerbusunternehmen Keitel startete in Nordhausen und fuhr über die Messe Erfurt. Schnell war das gesamte Orchester beisammen und mit Begleitpersonen samt Reisekoffer und Instrumenten eingeladen. Der dreistündigen Fahrt zum Flughafen Frankfurt/Main stand damit nichts mehr im Wege. Nach den obligatorischen Check-Ins und Sicherheitskontrollen kam es zu Ereignissen, die in ihrer Einmaligkeit uns lange in Erinnerung bleiben werden. Am Boarding vor dem Gate erklangen plötzlich Töne und andere Flugpassagiere haben diese Töne zu lokalisieren versucht. Gefunden! Unser Orchestermitglied Philipp Lang, der auch im Landesjugendzupforchester Thüringen tätig ist, hat am Boarding-Schalter mit Unterstützung eines Mikrofons ein geniales Gitarrenspiel improvisiert. Mitarbeiter am Flughafen und auch Fluggäste waren wie verzaubert. Den eigentlichen Höhepunkt gab es aber erst im Anschluss während des Flugs zu spüren. Von Daniela Heise hieß es nämlich mitten im Flug: „Holt mal eure Instrumente heraus!“  Produkt dieses Wunsches der Crew war eine spontane und legendäre Zupf-Session während des Flugs mit der Lufthansa-Maschine nach Bulgarien. Die Stewardessen und auch der Pilot selbst haben es sich nicht nehmen lassen, diese Zupf-Session anzuhören. Alle Flugpassagiere waren hellauf begeistert und wir flogen atemlos durch die Nacht. Vielleicht hat das LZO Thüringen damit einen Weltrekord für das buchstäblich höchste „Konzert“ gegeben. Auf jeden Fall steht fest: ein einmaliges Ereignis. Gegen 23.30 Uhr endete der aufregende Anreisetag  mit einer kleinen Busfahrt durch die Hauptstadt Bulgariens im Hotel „Dream“.  Abgerundet wurde der Abend in geselliger Runde in der Lounge des Hotels.

Am nächsten Tag um 8.30 Uhr  wurde gemeinsam gefrühstückt, um genügend Kraft für den Konzerttag zu tanken. Eine kurzweilige Anspielprobe im Hotel wurde am Vormittag desselben Tages durchgeführt. Nach einem leider etwas „abgekühlten“ Mittagessen wurden wir mit dem Bus zum Biad-Saal in Sofia gefahren. Ebendort haben wir das Konzertprogramm erneut kurz angespielt. Von 19 bis 21 Uhr fand das erste Konzert des LZO Thüringen in Bulgarien im Rahmen der Konzertreise 2018 statt. Es gilt nunmehr kurz zu erläutern, warum es ein ganz besonderes Konzert war. Am 02.04.2018 hat das LZO zum ersten Mal in Bulgarien Romance und Dance“ von und vor Rossen Balkanski aufgeführt. Was ist das Besondere daran? Rossen Balkanski ist Komponist und Dozent für Konzertgitarre  in Sofia (Bulgarien). Er hat dem Landeszupforchester Thüringen unter der Leitung von Daniele Heise das sehr komplexe und 15 Minuten andauernde Stück Romance and Dance“  gewidmet. Der Komponist war begeistert von der Interpretation und es gab auch vom Publikum langen herzlichen Applaus. Spätestens am Ende dieses schönen Konzerttages ist jedem Orchestermitglied klar geworden: Bulgarien ist nicht nur irgendein Land, Bulgarien ist Musik. Und in Folge dieser Einsicht kann auch der Sinn dieser Konzertreise begründet werden: mit der Sentenz Musik verbindet, ist zugleich der interkulturelle Austausch mitgenannt, der in Zeiten von AfD, Pegida, Trump doch umso wichtiger erscheint. Wo die Worte trennen, verbindet die Musik! Nach dem ersten Konzert ging es dann wieder zum gemeinsamen Abendessen ins Hotel. Am zweiten Konzerttag, dem 03.04.2018, konnte zunächst jedes Orchestermitglied seinen Tag individuell gestalten. Um 16 Uhr fuhren wir dann gemeinsam mit dem Bus in das bulgarische Dorf Mirkovo. Das Konzert, welches wir dort gespielt haben, war von ganz besonderer Stimmung. Bereits mit den ersten Stücken Somebody loves me (George Gershwin, bearbeitet von Alexander König-Ossadtschi) und den für die Konzertreise programmatisch gespielten Bulgarischen Skizzen war das bulgarische Publikum in Mirkovo von uns ergriffen und begeistert. Strahlende Augen und tobender Applaus belegten diese nahezu euphorische Stimmung in Mirkovo. Im Rahmen dieses Konzerts hat Daniela Heise auf ihre eigene sehr begeisternde Art auch gleich drei Nachwuchstalente gefördert, indem sie drei Mädchen aus dem Publikum spontan dazu animiert hat, jeweils ein Stückchen zu dirigieren. Im Namen des Orchesters darf ich das Urteil sprechen: das haben die Mädchen ganz toll gemacht! Nach dem Auftritt wurden wir Orchestermitglieder wie kleine Stars behandelt. Viele Menschen aus dem Publikum wollten Fotos mit uns machen und haben sich überschwänglich und sehr herzlich für das tolle Konzert bedankt.

Der dritte Tag in Bulgarien war zugleich unser letzter Konzerttag. Dies fand in der Philharmonie der Stadt Pasardzhik statt. Doch zunächst haben wir in Pasardzhik eine gemeinsame Mittagsmahlzeit eingenommen und im Anschluss das Zentrum der Stadt ein wenig erkundet. Dem LZO Thüringen war es dann eine ganz besonders große Ehre, in einer Philharmonie auftreten und musizieren zu dürfen. Auch diesem Publikum hat unser Auftritt sehr gut gefallen. Die Tarantella aus der Suite The Godfather (Nino Rota, bearbeitet von Stefan Prophet) war dem Publikum in allen Konzerten bekannt und sorgte erstaunlicherweise immer sofort für einen Zwischenapplaus. Ein sehr interessiertes fachkundiges Publikum lauschte gespannt den Klängen und den Ausführungen unserer Dirigentin. Ihre bulgarische Kollegin Daniela Ivanova übersetzte und unterstützte mit ihren Sprachkenntnissen tatkräftig die Organisatoren Susann Schrader, Rossen Balkanski und Wieland Gruppe vor und während der Reise. An dieser Stelle sei ihnen herzlich gedankt für ihren unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz, uns eine so tolle Konzertwoche in Bulgarien zu organisieren. Viele unserer Konzertstücke waren auch in Bulgarien sehr bekannt. Zumal es in Pasardzhik auch zwei Zupforchester gibt. Die Dirigenten und Mitspieler kamen in der Pause bereits und fragten uns, ob wir nicht im nächsten Jahr zum Festival der Zupfmusik im Mai wieder kommen könnten. Ein gemeinsames Konzert mit den drei Orchestern ist schon ein reizvoller Gedanke.  Alle Orchestermitglieder haben es genossen, diese positive Stimmung aufzunehmen.

Die weiteren beiden Tage war Freizeit angesagt. Am 05.04. haben wir gemeinsam eine Stadtrundfahrt und einen Stadtrundgang durch Sofia gemacht. In diesem Zusammenhang durften wir u.a. die eindrucksvolle Alexander-Nevski-Kathedrale besichtigen. Am 06.04. war es sehr verregnet, und entgegen der ursprünglichen Planung einiger Orchestermitglieder, die Berge im Umland Sofias zu erkunden, haben wir uns dazu entschlossen, das Nationalmuseum für Geschichte zu besuchen. Dem Bildungsauftrag der Reise wurde damit in jeder Hinsicht Rechnung getragen. Als Altphilologe muss ich persönlich allerdings eine Kritik anmerken: wenn man in einem Museum römische Historiker wie Ammianus Marcellinus oder Tertullian zitiert, sollte man auch entsprechend die lateinischen Textpassagen anführen und nicht nur Übersetzungen in bulgarischer und englischer Sprache. Doch die wichtigste Sprache unter den Kulturen bildete in dieser Woche natürlich die Musik.

Den krönenden Abschluss der Bulgarienreise bildete das gemeinsame Abendessen mit dem Komponisten Rossen Balkanski und seiner Frau. Dem Orchester und weiteren Akteuren der Reise wurde eine exzellente und durchaus fleischhaltige Kost geboten. Musikalische Einlagen von drei bulgarischen Musikern gaben dem Abschlussabend im geselligen Beisammensein einen besonderen Klang. Insgesamt schwebte eine tolle bulgarische Atmosphäre im Raum, die die mannigfaltig schönen Stimmungen unserer Konzertreise widerspiegelte.

Die positive Stimmung im Orchester während der gesamten Reise und die wundervolle Aufnahme unserer Musik durch das bulgarische Publikum haben die exponierte Stellung der Musik als Sprache unter den Kulturen durchgehend aufrechterhalten. Zudem möchten wir sehr gern darauf hinweisen, dass bereits weitere Ideen für zukünftige Projekte mit Rossen Balkanski entwickelt werden, um diese einzigartige musikalische deutsch-bulgarische Freundschaft auch noch nach dieser Konzertreise pflegen zu können.

Am 07.04.2018 ging es dann wieder heimwärts. Eine ereignisreiche und in jeder Hinsicht wunderschöne Konzertreise bleibt dem LZO Thüringen in langer sehr guter Erinnerung.

Reisebericht von Jason Schürz  (Jena)